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Commons: Vision und Werkzeugkiste für den Wandel

Was haben Wikipedia und Solidarische Landwirtschaft gemein? Sie beide sind Beispiele für Commons, für Projekte des selbstorganisierten und gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens.

Während “Commons” im Deutschen je nach Zusammenhang teilweise mit Gemeingut, Allmende oder Gemeineigentum übersetzt wird, ist der englische Begriff vielschichtiger und setzt sich so auch hier immer mehr durch.

Vertreter*innen der Commonsbewegung wie Silke Helfrich und David Bollier plädieren für ein ganzheitliches Umdenken in der Politischen Ökonomie. In ihren Büchern widmen sie sich vielen kleineren und größeren Projekten wie Open Source Software, Solidarischer Landwirtschaft, Freifunk, oder Mietshäuser-Syndikaten und suchen nach einer Sprache, um diese alternativen Formen des Wirtschaftens in neue Begriffe zu kleiden und zu reflektieren. In den Commons-Praktiken sehen sie Keimformen für eine Transformation der Gesellschaft als Ganzes.

Was sind Commons?

Mit „Commons“ wird eine Ressource oder ein Produkt bezeichnet, das gemeinschaftlich hergestellt, erhalten oder genutzt wird. Nach dem Commons-Institut ist dies jedoch nur der erste Baustein, und es bedarf noch zwei weiterer Punkte, durch die sich Commons zum Beispiel von unregulierten, öffentlichen Gütern unterscheiden lassen:

  1. die Community oder Gemeinschaft der Menschen, die das Commons herstellen, erhalten und nutzen,
  2. die Regeln der Selbstorganisation, die die Community für den Umgang mit dem Commons setzt und durchsetzt.

Ein wichtiger Aspekt muss dabei noch hinzukommen, denn: “Commons sind nicht, sie werden gemacht”! (Helfrich/Bollier 2019). Es bedarf der sozialen, prozesshaften Praxis des Commoning, um gemeinsam Bedingungen erfolgreicher Kooperation herzustellen – “jenseits von Markt und Staat”. Silke Helfrich und David Bollier beschreiben in ihrem Buch “Frei, fair und lebendig – Die Macht der Commons” zahlreiche Muster solcher Praktiken, die sie in den verschiedensten erfolgreichen Commonsprojekten wiederfinden und die damit der Handlungsorientierung dienen können. Diese Muster schließen Dinge ein wie “Eigene Governance reflektieren”, “Gemeinstimmig entscheiden” und “Das Produktionsrisiko gemeinsam tragen” und lassen sich in folgende drei Bereiche unterteilen, die sie als die Triade des Commoning bezeichnen:

  1. soziales Miteinander
  2. bewusste Selbstorganisation durch Gleichrangige
  3. sorgendes und selbstbestimmtes Wirtschaften

Neben diesen praktisch orientierten Werkzeugen für eine Transformation unseres Wirtschaftens bietet das Commonsparadigma aber auch eine positive Zukunftsvision an. “Ein Commons”, so der Guardian Kolumnist George Monbiot, “vertieft die Demokratie in ihrer wahrsten Form. Es zerstört die Ungleichheit. Es bietet einen Anreiz, die lebende Welt zu schützen. Es schafft, in Summe, eine Politik der Zugehörigkeit.” (zit. n. Helfrich/Bollier 2019) Monbiot sieht in den Commons eine neue große Erzählung, die erfolgreich die neoliberalen Märchen von den magischen Kräften des Marktes ablösen könnte.

Probieren wir es aus – packen wir es an!

Im Folgenden findest Du einige Quellen rund um die Commons, die wir gerne hier teilen möchten. In dieser “Fundgrube” braucht man nicht lange zu suchen, um zahlreiche kleinere und größere Lösungsansätze und Transformationsstrategien zu finden.

Viel Spaß beim Schmökern ; )

Bücher und Sammelbände von und mit Silke Helfrich, David Bollier und anderen

Helfrich Silke, Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.) (2014): Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Bielefeld: Transcript Verlag. Lizenz: CC BY-SA 3.0 Hier findest Du den kostenlosen Download der Bücher.

Helfrich Silke, Bollier David, Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.) (2015): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns, Bielefeld: Transcript Verlag. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Helfrich Silke, Bollier David (2019): Frei, fair und lebendig. Die Macht der Commons, Bielefeld: Transcript Verlag. Lizenz: CC BY-SA 4.0 Hier geht es zur Buchvorstellung von “Frei, fair und lebendig. Die Macht der Commons” mit Silke Helfrich, dem Soziologen Hartmut Rosa und dem Bundesvorsitzenden der Grünen Robert Habeck auf Youtube.

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