Montag, 25. Oktober 2021
19:00 - 21:00 Uhr
Podiumsdiskussion
Veranstaltungstext
“Die Zapatistas verwirklichen eine neue gesellschaftliche Organisation” Die Zapatisten sind eine Gruppe von überwiegend Indigenen aus Chiapas im Südosten von Mexiko, die sich mit politischen Oppositionellen aus den Städten zusammengeschlossen haben. 1994 führten sie einen Aufstand gegen die neokoloniale und neoliberale Politik der mexikanischen Regierung durch. Nach einem Waffenstillstand mit der Regierung schufen sie eine Autonomie als regionale Selbstverwaltung, in der Basisdemokratie und kollektives Eigentum die entscheidenden Merkmale sind. Die Zapatisten verstehen sich einerseits als Partisanen und andrerseits als soziale Bewegung. Aber im Gegensatz zu früheren Partisanenbewegungen wie unter Che Guevara, lehnen sie die Übernahme der Macht und die Zusammenarbeit mit Parteien ab. Eines der wichtigsten Prinzipien ist das „Gehorchend Befehlen“, was so viel heißt wie „das Volk regiert und die Regierung gehorcht“. In den zapatistischen Gemeinden übernimmt jedes Mitglied zeitweise ein politisches Amt auf verschiedenen Ebenen und führt die Beschlüsse der Vollversammlung aus, was ein Höchstmaß an Partizipation gewährleistet. Es soll auch die Frage angesprochen werden, wie es den Zapatisten gelungen ist, in einem Land mit einer der höchsten Mordraten der Welt und einer von Korruption und Drogenmafia dominierten kapitalistischen, von den USA abhängigen Gesellschaft zu überleben und ein eigenes gesellschaftliches Projekt zu errichten, das ein ausgebautes Gesundheits-, Bildungs- und Versorgungssystem ermöglicht. Hierbei werden Fragen des dialektischen Verhältnisses zwischen Gewalt und Nichtgewalt und der Vernetzung linker Widerstände angesprochen. Die Vernetzung kulminiert in ihrer legendären Weltreise in diesem Jahr. In Umkehrung der kolonialen Eroberung Mexikos vor 500 Jahren überquerten sie den Ozean in einem Segelschiff und wollen ihren Widerstand mit dem anderer Gruppen verbinden. Europa ist der erste Abschnitt der Weltreise der Zapatisten. Am 14. September kommen weitere Zapatisten mit dem Flugzeug in Wien an. Ihr Ziel ist der Austausch mit anderen Bewegungen von „unten und links“ im Kampf gegen das kapitalistische System. Gerade dieses Beispiel für die globale Vernetzung von Widerständen, die vom „globalen Süden“ ausgeht, gibt viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Es referiert: Univ. Prof. Dr. habil Raina Zimmering. Sie ist Senior Research Fellow am WeltTrends-Institut für Internationale Politik (IIP) in Potsdam. R. Zimmering studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Ethnografie an der Humboldt-Universität. Nach Lehr- und Forschungstätigkeiten an verschiedenen deutschen und internationalen Universitäten (Mexiko, Argentinien, Indien, Sri Lanka) nach 1989 hatte sie an der Humboldt-Universität Berlin eine Frauenprofessur und an der National-Universität Kolumbiens in Bogotá sowie an der Uni Linz eine Professur für Politikwissenschaften (dort auch als Abteilungsleiterin) inne. Außerdem ist sie politische Aktivistin.
Veranstaltungsort
Georg Buch Haus
Wellritzstr. 38
Wiesbaden
Veranstalter*in
Arbeitskreis Internationalismus und Internationale Sozialistische Organisation Mainz-Wiesbaden
Veranstaltungslink
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